Dienstag, 25. Oktober 2011

Schneiderinnentipps für gut sitzende Kleidung --- Folge III

Das gerade Saumende bei Oberteilen
Eigentlich enden fast alle Shirts und Pullover auf der breitesten Stelle der Hüfte. Und jetzt? Nun, die bequeme und beliebte Wirkware obenrum, Shirts und Co., haben tatsächlich fast immer einen geraden Saum, der meist mitten auf der Hüfte endet und den Blick genau auf diese Kante lenkt. Bei den allermeisten Frauen ist das nicht besonders geschickt. Außerdem haben diese Stoffe die Neigung, am Popo hochzurutschen und da kleben zu bleiben, was den Blick erst recht auf die Kehrseite richtet und zugleich von vorn einen seltsamen Faltenwurf erzeugt. Nicht gut. Längere Shirts sind nur bedingt eine Lösung, weil auch diese hochrutschen, mit verstärktem Effekt – zum großen Teil liegt das an den Adhäsionskräften der innen rauen Wirkware. Besser sind Blusen aus glatter Webware, die allein aus Materialgründen kaum hochrutschen und nicht am Hosenstoff kleben, vielleicht auch mit Schößchensaum zur Auflockerung der gerade im Fokus stehenden Linie. Auch (gefütterte) Jacketts mit gerundeten Kanten sind eine Option – nur so für den Fall, dass ihr mal ganz schick... 

Hier habe ich - ganz unverdächtig - Kleiderständer gezeichnet.
Die variierte Saumkante rechts lenkt den Blick eindeutig weiter nach oben
und weg von der Krisenstelle, die die gerade Saumkante links gnadenlos markiert.
Bei einem 36er Kleiderständer, wohlgemerkt!

Aber die nicht zu Unrecht beliebten, weil bequemen und pflegeleichten Shirts lassen sich durchaus tragen: mithilfe von Linienunterbrechern und Blicklenkern. Eine gute Lösung sind eher lockere, glatte, ärmellose Shirts plus Herzwärmer, weil diese die Busenform betonen und den Blick dahin lenken, zugleich das  Shirt, unterhalb des Busens auf Linie bringen, sodass es nicht baumelig-bauchvortäuschend runterhängt. Baumwollene Shirts aus Interlock-Ware sind schwerer und glatter als solche aus Single-Jersey und fallen besser; auch Viscose oder Seide neigen weniger zum krabbeln und Klettern.
Eine andere Möglichkeit sind schmalere Shirts unter einer leichten Strickjacke, die entweder offen getragen werden oder je nach Vorliebe oben oder mittig mit zwei Knöpfchen geschlossen werden kann.

Oberteile und ihre Formen
 
A-Linie oder nicht? 

Wer obenrum eher schmal ist mit mäßig Busen, aber breite Hüften hat, dem schmeichelt diese Form, weil sie ja die Figur nachzeichnet, aber den Blick auf den Busen (!) lenkt und nicht auf die vermeintlich weniger attraktiven Hüften. Wer eine passable Taille hat (nicht nur von der Seite gucken, bei Frauen, die Kinder geboren haben, ist der Bauch selten ganz flach, aber von hinten und von vorne sieht man doch deutlich, ob es unterhalb der Rippen schmal zuläuft oder eher nicht!), kann Formen tragen, die den Blick darauf lenken. Dabei muss gar nicht unbedingt ein breiter (unbequemer) Gürtel her, aber die Shirts können z.B. gleich unterhalb der Taille enden (auch dann rutschen sie am Po nicht hoch), die Ärmel können überschnitten sein.

Blusen und Busen

Bleibt noch das Problem mit den Blusen und dem Busen . Konfektionierte Oberteile sind meist auf B-Cups ausgerichtet . Gute Firmen haben den Mangel mittlerweile erkannt, es lohnt sich also, mal eine gut sortierte Fachabteilung aufzusuchen. Zumindest Trägerinnen von C- und D-Cups sollten da fündig werden. Die Änderungsschneiderin kann hingegen bei zu viel Busen im Vergleich zur Blusennorn nicht wirklich helfen, da muss über die gesamte Länge ein kurviges Stück mehr eingearbeitet werden; bei einer zu großen Bluse müssten alle anderen Nähte geändert werden, das lohnt nicht. Es gibt aber inzwischen Bodyscanner (ehrlich! ) in den Fachabteilungen großer Einzelhandels-Klamottiers, mit deren Ergebnissen geht der Maßschneiderauftrag nach Indien und nach einer Woche hast du perfekt sitzende Blusen für relativ kleines Geld. Bei Maßhemden für Männer ist das schon fast Standard, so gefertigte Damenblusen muss man noch etwas suchen, aber nicht lange... Das ist zwar immer noch ein bisschen teurer als das Schnäppchen aus dem Kaufhaus, aber dafür passt die wenigstens und die aus dem Kaufhaus eben nicht. Falls es also mal Bluse und Jackett für offizielle Anlässe sein müssen – wie viele braucht ihr davon?

Damit der Busen so richtig zur Geltung kommt (und die BHs wirklich sitzen), kann frau z.B. nach England fahren und sich bei einer Brafitterin schlau machen oder sich ersatzweise auf der Site der www.busenfreundinnen.net umtun und dann (in England?) passende Bras ordern. Es lohnt sich!

Lenke den Blick nach oben!

Lenke den Blick nach oben, aufs Gesicht! D.h. am Gesicht sollte eine hellere Farbe oder eine leuchtendere verwendet werden als sonst. Das kann das hellere Shirt auf die dunklere Hose sein, das kann das farbige Seidentuch, das kann eine hübsche Kette sein. Aber: Weniger ist mehr. Ich finde, Brille, roter Lippenstift und Kette sind schon fast zu viel in einem einzigen Gesicht. Auch noch Schlenkerohrringe und Vollmakeup UND glitzerige Haarspangen in der Hochsteckfrisur dazu sind es sicher. So ist das auch mit der Kleidung: Gute, ggf. edle Stoffe, einfache Schnitte ohne viel Schnickschnack und Applikationen und aufgesetzten Taschen und und und, eher Ton in Ton, tendenziell eher dunkel und/ oder Naturfarben, das ist für eine Grundgarderobe ein guter Maßstab. Einzelne Stücke mit fröhlichen Farben, faszinierenden Mustern oder schrägen Schnitten können je nach Laune dazu kombiniert werden. Manchmal aber  verschwindet aber der Mensch hinter den Klamotten – womit wir wieder beim Anfang wären.

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